logo

Operation Silent Crossing 2016

MISSION ACCOMPLISHED!

Patton              Orden

Unsere immer schnelllebigere und vernetzte Welt entwickelt sich zunehmend zu einem „digitalen Dorf“. Und so verwundert es kaum, das die Idee für die Ausfahrt zum Saisonstart 2016 des USMVC e.V. nicht aus den eigenen Reihen gekommen ist, sondern auf einen Tipp aus den USA zurück geht: Ein amerikanischer Berufsoffizier und Dodge ¾ ton Besitzer, der lange Jahre in Wiesbaden stationiert war, gab uns den Tipp, das es in Nierstein einen „ehemaligen US Motor Pool in einem Weingut gibt…“ der in direktem Zusammenhang mit dem Rheinübergang der US Truppen im Jahr 1945 steht.

Das „klang spannend“ und nach einiger Recherche hatten wir einen ersten Überblick über den Hintergrund der „ominösen Geschichte“: General Patton und seine 3. Armee hatten zuvor das „Rennen zum Rhein“ gegen die Briten gewonnen, die einen groß angelegten Rheinübergang bei Wesel vorbereiteten.

Patton, bekannt als eigenwilliger Kommandeur, ignorierte einen Haltebefehl des Alliierten Oberkommandos und nutze die Gunst der Stunde, um am 22.03.1945 als erster südlich von Mainz den Rhein zu überqueren. Damit nicht genug, stellte er sich am kommenden Tag triumphierend in „eindeutiger Pose“ vor den Kameras der Militärfotografen auf die zuvor errichtete Pontonbrücke über den Rhein und urinierte in den selbigen. Ein eindeutiger Affront gegen seinen erklärten Widersacher, den britischen Panzergeneral Montgomery.

Da der USMVC e.V. bereits am 7. März 2015 an den Gedenkfeiern an der Brücke von Remagen teilgenommen hatte, die an jenem Tag im Jahre 1945 zunächst nur leicht beschädigt in amerikanische Hände gefallen war, lag die Idee nahe, 2016 an dieses Ereignis anzuknüpfen.

Nach umfangreicher, weiterer Recherche, Kontakten zum Geschichtsverein Nierstein e.V. und dem Weingut Guntrum, machten sich im Februar zwei Scout’s des USMVC in geheimer Mission auf den Weg, um die Strecke der Ausfahrt zu erkunden und vor Ort die Kontakte nach Nierstein zu vertiefen.

Mit dem Segen des USMVC Vorstands wurde dann das Roadbook entwickelt und die Vorbereitung eines Camps in Bogel gestartet, für das unseren Mitgliedern Michael und Manu an dieser Stelle nochmal ein ganz besonderer Dank gebührt.

In der Schlussphase der Vorbereitungen entwickelte unsere „kleine Ausfahrt“ eine höchst erstaunliche Eigendynamik, die in einer ganzen Reihe von Überraschungen gipfelte: So konnten wir nicht nur Helen Patton, die Enkelin von General Patton für die Teilnahme gewinnen, sondern konnten auch das ehem. US Hauptquartier in Undenheim ausfindig machen, wo ab dem 21.03.1945 im Weingut Jung die Vorbereitungen der Operation Silent Crossing koordiniert wurden.

Eine weitere Überraschung war zudem die Teilnahme von Thomas Goode aus Rammstein, der sich als General Patton Darsteller zur Verfügung gestellt hat.

Die größte Schwierigkeit stellte jedoch die Vorbestellung beim Wettergott dar, der dem USMV e.V. aber einmal mehr wohlgesonnen war und uns am zweiten Aprilwochenende reichlich Sonne und moderate Temperaturen bescherte.

So ging es für die Mehrzahl der Teilnehmer zunächst am Freitag nach Bogel, wo unser Camp mit allem Zubehör vom Gemeinschaftszelt bis hin zum WC-Wagen eingerichtet wurde.

Am Samstag Morgen ging es nach einer frostklirrenden, sternenklaren Nacht und einem ausgiebigen Frühstück durch das Rheintal zunächst nach Rüdesheim. Dort bildete der Parkplatz eines „Bullettenherstellers“ aus den USA den geeigneten Sammelpunkt für unsere US Army Fahrzeuge und die gemischte Gruppe aus Vereinsmitgliedern, Freunden und historisch interessierten Gästen.

Die Route der Ausfahrt führte zunächst an den Resten der Hindenburgbrücke in Rüdesheim vorbei – einer Schwester der Brücke von Remagen – und dann zur Fähre nach Bingen, die fast vollständig mit unseren Fahrzeugen belegt war.

Auf der anderen Rheinseite angekommen, führte die Strecke erst zum hier befindlichen Teil der Hindenburgbrücke und dann durch kleine, verschlafene Weindörfer bis nach Wörrstadt zur heutigen B420.

Diese bildete im März 1945 die Vormarschroute der US Truppen unter General Patton, der von Bad Kreuznach kommend die zuvor zerstörte Hindenburgbrücke links liegen ließ und auf Main und Nierstein vorrückte, um südlich der Stadt in einem schwach verteidigten Gebiet den Rheinübergang zu wagen.

So folgten unsere motorisierten Weltkriegsveteranen der historischen Strecke bis in Pattons Hauptquartier, wo uns die Familie Jung in ihrem Weingut mit Herrn Walter Kissel einen herzlichen Empfang mit Wein und Broten bereitete. – Sogar das Schild des Weingutes war liebevoll mit deutschen und amerikanischen Flaggen geschmückt worden! Entsprechen groß war die Begeisterung bei allen Teilnehmern für die herausragende Gastfreundschaft in Undenheim.

Dem knappen Zeitplan folgend, ging es von Undenheim weiter über die B420 Richtung Dexheim, wo uns an den ehemaligen Anderson Barracks der US Army Herr Hexemer vom Geschichtsverein Nierstein erwartete.

Er hatte sich zuvor freundlicherweise bereit erklärt, mit seinen Vereinskollegen die Ausfahrt des USMVC e.V. zu unterstützen und sich als Führer zu den Übersetzpunkten der Operation Silent Crossing zur Verfügung gestellt.

Im Anschluss an einige Erläuterungen zur Vormarschstrecke der Amerikaner ging es dann weiter durch die Straßen von Nierstein, auf denen sich 1945 US Fahrzeug an US Fahrzeug reihte, bis direkt zu Uferpromenade, wo bereits zahlreiche Niersteiner geduldig auf das Eintreffen unseres Convoy‘s gewartet hatten.

So standen 71 Jahre nach General Patton’s überraschendem Coup wieder amerikanische Armeefahrzeuge an genau jenem Ort am Rheinufer in Nierstein. Besonders für einige ältere Niersteiner vor Ort ein bewegender Augenblick.

Herr Hexemer konnte dann – auch anhand von historischen Fotos – das Vorgehen der US Truppen beim Rheinübergang erläutern, der zunächst mit Flößen, Sturm- und Landungsbooten erfolgte. Auch die Position der insgesamt drei Rheinbrücken der Army war dadurch nachvollziehbar.

Der von Herrn Hexemer gewählte Ort hat aber auch noch eine weitere Bedeutung: Die von Helen Patton im Jahre 2005 gegründete Stiftung „The Patton Foundation: Sustainable Trust“ sammelt seit dem letzten Jahr Spenden für ein zukünftiges Denkmal an der Rheinpromenade.

Dieses Monument soll an die Operation Silent Crossing und dieses wichtige Stück deutsch-amerikanischer Geschichte erinnern, das entscheidend dazu beigetragen hat, den Verlauf des 2. Weltkrieges in Europa zu verkürzen, aber inzwischen bei der breiten Masse der Bevölkerung weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Als Überraschungsgast hatte sich vor Ort auch LTG (Lieutenant General) Hodges eingefunden, der Oberkommandierende der US Army in Europa und ebenfalls militärhistorisch interessiert ist.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch eine Multimedia-Show an einem weiteren historischen Ort - das Weingut Guntrum war 1945 nicht nur als Werkstatt für US Panzer requiriert worden, sondern im Verwaltungstrakt hatte General Patton ein Büro. Exakt an jenem Ort, den wir für unsere Multimedia-Show gewählt hatten.

Den Ausklang der Ausfahrt bildete dann ein erneutes Übersetzen mit der Fähre zum Kornsand, wo sich das Denkmal für die Opfer des Kornsand-Verbrechens befindet. Hier hatten überzeugte Nazis auf ihrer Flucht vor den Amerikanern einige Niersteiner Bürger aufgegriffen und hingerichtet – nur Stunden vor der Befreiung durch die US Truppen.

Helen Patton stimmte vor dem Denkmal spontan zunächst die amerikanische Nationalhymne an, und dann für die deutschen Opfer „Amazing Grace“, dass von Lothar auf seinem Dudelsack begleitet wurde. Dies war für alle Umstehenden, auch ein zufällig anwesendes Pärchen, ein sehr bewegender Moment und eine große Geste mit viel Symbolik, die das eine oder andere Auge feucht werden ließ.

Doch bei aller Ernsthaftigkeit sollte der Spaß bei unserer Ausfahrt natürlich nicht zu kurz kommen. So gab es vor der Rückfahrt nach Bogel noch ein Fotoshooting mit „dem General“ an historischer Stelle am Rheinufer und ein Gruppenbild als gemeinsame Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Tag, der wohl allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben wird.

„Keep ‘em Rolling“,

Joakim „Jojo“ Steinweden

Die nachfolgende mail erreichte den USMVC zwei Tage später von Frau Helen Patton:

Dear all,. I too was very moved by everyone's presents there on Saturday and wish the world at large could've seen what reconciliation looks like. I'm hoping that we can all stay in touch about this and future initiatives that really will provide the glue between our countries. I know I am working hard to gather interest for this memorial. I am also interested in anyone who would like to share in my developing the "Patton Rommel House" not so far from the military hospital at Landstuhl. This would be an oasis for meetings celebrations private guesthouse and archives and even the storage of a military vehicle if need be………

But for now let's celebrate what was achieved last weekend and happen to also be one hell of a lot of fun! I shall never forget the precious moment when the little boy reached into the Rhine River for a shell and hands it to me telling me it was a gift from my grandfather. As far as I'm concerned you all are gifts from my grandfather. End it goes without saying that freedom is the best gift of all. All the best, Helen

Hallo zusammen, ich war auch sehr bewegt von dem was jeder am Samstag präsentiert hat und wünschte, die ganze Welt könnte gesehen haben, wie Versöhnung aussieht. Ich hoffe, dass wir alle in Kontakt über diese und künftige Initiativen bleiben können, die wirklich die Verbindung zwischen unseren Ländern darstellt. Ich weiß, dass ich hart daran arbeite und mich anstrenge, das Interesse für diese Gedenkstätte zu wecken. Ich bin auch an jedem interessiert, der an der Entwicklung des "Patton-Rommel-Hauses" in der Nähe des Militärhospitals in Landstuhl teilhaben möchte. Dies könnte ein Ort für Tagungen, Feiern, ein privates Gästehaus und Archiv sein und ebenso wie für die Unterbringung von Militärfahrzeugen, wenn es benötigt wird…………………

Aber jetzt wollen wir feiern, was am vergangenen Wochenende erreicht wurde was auch verdammt viel Spaß gemacht hat! Ich werde nie den kostbaren Moment vergessen, als der kleine Junge aus dem Rhein eine Muschel holte und sie mir mit dem Worten reichte, dass sie ein Geschenk meines Großvaters sei. Soweit ich das sehe sind Sie alle Geschenke von meinem Großvater. Ich möchte nicht enden ohne zu sagen, dass die Freiheit das beste Geschenk von allen ist. Alles Gute, Helen

Bilder von Joakim     

Presseartikel

Historischer Hintergrund

CIMG1618.JPG
Unterwegs nach  Nierstein
bilder_normandie
Unterwegs nach  Nierstein
20
Begrüßung
Dodge Ambulance
Helen Patton
Dodge LKW
General Patton
Sherman M 4
Auf dem Weingut Guntrum
Dodge LKW
Vergabe der Gastgeschenke
Sherman M 4
Historische Landungsstelle
Sherman M 4
Teilnehmer

Patten

Dieser Browser unterstützt HTML5 Video nicht

nach oben